Vor ein paar Wochen standen unsere angehenden Erzieher*innen vor ihren Abschlussprüfungen. Nach wochenlangem Lernen ließ die Motivation nach und unsere Schüler*innen waren erschöpft. Daher stellte sich die Frage: Was hilft dabei, sich nicht nur zu motivieren – sondern motiviert zu bleiben? Die Frage haben sie beantwortet – und gleich ganz eigene Projekte ins Leben gerufen, die kaum ausgefallener hätten sein können. Einen eigenen Film drehen? Kein Problem! Aber von Anfang an…
Wie ein buntes Mosaik setzt sich die Schulzeit aus verschiedenen Erlebnissen zusammen. Um nur einige Beispiele zu nennen, die wir an der bunta Jahr für Jahr beobachten: Da ist die Aufregung in der ersten Schulwoche. Das gemeinsame Lernen von Mitschüler*innen, die zu Freund*innen werden. Fragezeichen im Kopf und Erfolgserlebnisse. Der Zauber der Ferien…Und natürlich die Prüfungen.
Ja, die guten, alten Prüfungen. An denen kommt niemand vorbei. Die Prüfungszeit ist für viele Schüler*innen mit Sorgen und Stress verbunden. Oft fragen sie sich: Reicht es, um zu bestehen? Worin bin ich noch unsicher?
Was unsere Schüler*innen also tun, ist: Lernen. Und nach einer gewissen Zeit wird es immer schwerer, am Ball zu bleiben. Sie brauchen mal wieder Abwechslung und etwas Zeit zum Durchatmen. Denn die Herausforderung ist nicht nur, Motivation aufzubringen, sondern auch, über einen längeren Zeitraum hinweg motiviert zu bleiben. Und dabei wollen wir unsere Schüler*innen unterstützen.
Projekt „Motivation“ wird ins Leben gerufen
Unsere angehenden Erzieher*innen (kurz „ERZ22“, wobei die 22 für das Jahr steht, in dem sie ihre Ausbildung zur*zum Erzieher*in begonnen haben) standen kurz vor ihren Abschlussprüfungen. Das Ziel war in greifbarer Nähe. Die Erschöpfung zu dem Zeitpunkt allerdings groß.
Du musst dir vorstellen: Die ERZ22 ist eine aufgeweckte Klasse. Gut gelaunt, dynamisch, für jeden Spaß zu haben und extrem engagiert. Wenn selbst bei ihnen die Luft raus ist, dann weiß man: Ja, die Prüfungszeit neigt sich dem Ende zu und die Schüler*innen sind k.o.
Nadin Albrecht, Lehrkraft im Bereich Soziales, hatte da aber eine Idee: Im Rahmen des Unterrichts beschäftigen sich die Schüler*innen theoretisch mit dem Begriff „Motivation“ – warum daraus nicht ein Projekt machen, passend zu ihrer eigenen Prüfungszeit?
Nachdem sie sich also inhaltlich mit dem Thema auseinandersetzten, warf Frau Albrecht folgende Projektfrage in den Raum: Was könnte man tun, um in der Prüfungszeit motiviert zu bleiben?
Die Klasse brainstormte so einige Ideen, was man als Projekte umsetzen könnte. Fast schon organisch fanden sich die einzelnen Gruppen mit verschiedenen Ideen zusammen. Verschieden waren sie dabei wirklich und die Bandbreite war groß – von Entspannung bis hin zu Action. Aber kreativ und hilfreich waren sie allesamt.
Insgesamt hatten die Schüler*innen ca. 6 bis 7,5h Zeit für die Organisation und Gestaltung ihrer Projekte, die sie am Ende der Klasse vorgestellt haben. Dafür wurden sie auch benotet (Spoiler: Es wurden ausschließlich super Noten vergeben). Aber zurück zu den Projekten mit ein paar Beispielen.
Zeit zum Entspannen!
Was bei einem rauchenden Kopf hilft: Mal ein bisschen Abstand nehmen und sich Zeit und Ruhe für sich selbst nehmen. Also hat eine Gruppe eine ganze Traumreise erstellt, mit der sie und ihre Mitschüler*innen mal etwas abschalten können. Hierbei war das Zauberwort Entspannung. Denn diese brauchen Körper und Geist unbedingt zur Regeneration.
- Empfinden wir Stress, werden Hormone wie Dopamin, Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Hält dieser Stress länger an, kann der ständige Anstieg von diesen Hormonen dafür sorgen, dass wir langfristig unter z.B. Bluthochdruck, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen leiden.
- Nehmen wir uns allerdings Zeit zum Entspannen, werden z.B. Endorphine produziert. Das Ergebnis: Unsere Atmung wird wieder ruhiger, unser Blutdruck sinkt, unsere Muskeln entspannen sich. Unser „Energieakku“ füllt sich wieder.
Das Learning ist also: Sich auch zwischendurch mal Zeit zum Entspannen einzuräumen, ist nicht „sich etwas gönnen“ – sondern essentiell. Es fördert die eigene Gesundheit sowie die kognitive Leistungsfähigkeit. Bereits kleine Entspannungseinheiten, die bewusst in den Alltag integriert werden, helfen – wie zum Beispiel eine kurze Traumreise.
Prüfungsfragen üben: „Ob ihr richtig steht, seht ihr, wenn das Konfetti geht.“
Eine weitere Gruppe wiederum hat auf Spiel, Spaß und Spannung gesetzt – und hat kurzerhand eine eigene Quizsendung für ihre Mitschüler*innen auf die Beine gestellt. In einem beinahe schon Partyambiente haben zwei Schüler*innen mithilfe einer PowerPoint-Präsentation ein Quiz im Stil von „1, 2 oder 3“ vorbereitet. Die Themenbereiche und die dazugehörigen Fragen stammten allesamt aus ihrem eigenen Unterricht und waren damit auch prüfungsrelevant. Abgefragt wurde zum Beispiel Lernstoff aus Medien, Psychologie oder auch Gesundheit.
Jede Frage hatte 3 Antwortmöglichkeiten. 1, 2 oder 3 eben. Oder in ihrem Fall: Rot, Blau oder Gelb. Während die Klasse überlegte, welche Antwort richtig ist, wurde typische Tanzmusik abgespielt. Und tatsächlich – die Schüler*innen tanzten. Tanzten sich sozusagen den Stress aus den Gliedern und wiederholten aber auch gleichzeitig ihren Lernstoff. Stoppte das Lied, mussten auch die Schüler*innen im Bereich Rot, Blau oder Gelb stehenbleiben. Dann fiel der Satz des Tages: „Ob ihr richtig steht, seht ihr, wenn das Konfetti geht“ und es regnete virtuell rotes, blaues oder gelbes Konfetti.
Musik, Tanzen, Lachen…Es herrschte so eine schöne Atmosphäre. Während sich die Schüler*innen bewegt und dabei Spaß hatten, haben sie gleichzeitig für ihre Prüfungen gelernt. Sie waren motiviert und voller Energie. Aber das war noch nicht alles, was das Quiz geschafft hat. Ein Schüler gab folgendes Feedback:
„Das war auch für unsere Klasse wichtig. Durch den ganzen
Prüfungsstress hat manchmal auch schlechte Stimmung geherrscht.
Das hat uns wieder näher zusammengeschweißt.“
Prüfungsvorbereitung kann also auch Spaß machen – und man muss die Zeit nicht alleine durchstehen, wenn man tolle Mitschüler*innen gefunden hat.
Vorhang auf für einen eigenen bunta Film
Eine weitere Gruppe ist unter die Filmemachenden gegangen. Heute die bunta in Rostock, morgen die Oscars in Hollywood. Diese Schüler*innen haben tatsächlich einen eigenen Stop Motion Film gedreht. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Stop Motion ist eine Filmtechnik, bei der einzelne unbewegte Fotos geschossen und dann aneinandergeschnitten werden, sodass die Illusion von Bewegung eintritt. Die Kulisse war unsere bunta. Als Protagonist*innen dienten wir, die Lehrer*innen und Mitarbeiter*innen der bunta – oder sollte man eher sagen, unsere Gesichter? Aber sieh selbst:
Das Video wurde uns und der Klasse natürlich möglichst feierlich vorgestellt – und dann gehörig applaudiert. Auf die Frage, wie die Gruppe auf diese „krasse“ Idee gekommen ist, sagt einer unserer Stars:
„Es hat sich einfach so aufgebaut. Wir haben uns gegenseitig
hochgeschaukelt, was wir alles aus dem Projekt machen könnten.
Es war eine komplette Gruppenarbeit, total symbiotisch und die
Rollenverteilung hat sich auch natürlich ergeben.“
Das Filmprojekt war unglaublich ambitioniert. Aber wir sind uns sicher alle einig: Die Arbeit hat sich gelohnt! Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen und der Film zieht definitiv in unsere hauseigene bunta-Bibliothek ein.
Was lässt sich also abschließend über das „Projekt Motivation“ sagen? Frau Albrecht hat bereits die passenden Worte gefunden. Nach der Präsentation der Ergebnisse sagt sie ihren Schüler*innen:
„Ich freue mich so sehr darüber, dass es euch Spaß gemacht hat.
Das sollte es auch. Schließlich ging es um Motivation.“
Und das hat man den Schüler*innen auch angesehen: Sie waren immer noch im Prüfungsstress – aber sie waren allesamt entspannter und fröhlicher.