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SOZIALES

Let’s talk about…Heilerziehungspflege – Lehrer-Edition

18.10.2024 | Soziales

„Let’s talk about…“ geht in die nächste Runde und wir stellen euch einen weiteren Ausbildungsgang vor: Vorhang auf für die Heilerziehungspflege! Heilerziehungspflege? Das Wort besteht aus Heilen, Erziehen und Pflegen. Damit lässt es bereits erahnen: Hinter diesem Beruf steckt so einiges. Vor allem Vielfältigkeit, sagt Sebastian Tusch-Scholz, kurz „Tuschi“ und Lehrer an der bunta. Wir haben ihm für die heutige Ausgabe das Mikrofon in die Hand gedrückt.

Hallo Tuschi! Vielen lieben Dank, dass du unser Interviewpartner für den Ausbildungsgang Heilerziehungspflege bist.

„Sehr gerne.“

Das Wichtigste zuerst: Stellst du dich bitte unseren Lesern und Leserinnen vor?

„Na klar. Ich bin Sebastian Tusch-Scholz, ich bin Lehrer an der bunta und hierbei hauptsächlich für den Ausbildungsgang Heilerziehungspflege zuständig. Ich übernehme aber auch in Sequenzen einzelne Fächer in den Ausbildungsgängen Kinderpflege, Sozialassistenz, Ergotherapie sowie Erzieher*in. Und das schon seit Ende 2020.“

Dann feiern wir ja bald dein vierjähriges Jubiläum! Aber gut, darüber sprechen wir später. Erzähl mal: Was verbirgt sich hinter der Heilerziehungspflege?

„Heilerziehungspfleger*in zu sein, bedeutet, Menschen mit Beeinträchtigungen bei ihrer Alltagbewältigung zu begleiten und zu assistieren, sie individuell zu fördern und ihnen zu mehr Selbstbestimmung und Selbstständigkeit zu verhelfen.“

Das ist eine herausfordernde und enorm wichtige Arbeit. Warum braucht es deiner Meinung nach geschulte Heilerziehungspfleger*innen? Warum ist die Heilerziehungspflege so bedeutsam?

„Heilerziehungspfleger*innen haben einen extrem vielfältigen Beruf. Sie arbeiten mit Jung und Alt zusammen und begleiten ihre Klient*innen individuell in jeder Lebensphase. So sind auch die Einsatzorte, in denen sie tätig werden können, breit gefächert. Daher ist es extrem wichtig, dass Heilerziehungspfleger*innen gut geschult sind. Um all dem gerecht zu werden, beinhaltet die Ausbildung diverse Themenbereiche, wie z. B. Psychologie, Soziologie, Medizin, Recht und Pädagogik. Die Auszubildenden müssen nach ihrem Abschluss dazu in der Lage sein, die einzelnen, oft so kleinen Arbeitsschritte nicht nur durchzuführen, sondern auch umdenken oder erweitern zu können. Je nachdem, was die oder der Klient*in individuell braucht. Das benötigt viel Wissen und Empathie. Auch andere Herausforderungen können Heilerziehungspfleger*innen erwarten. Beispielsweise könnte es sein, dass sie mit einer*einem Klient*in nur mit Zeichensprache oder Bildkarteien kommunizieren können.“

Das klingt nach viel Verantwortung, die Heilerziehungspfleger*innen übernehmen. Kein Wunder also, dass sie so gut geschult sein müssen. Du sagtest ja auch, dass ihre Einsatzorte breit gefächert sind. Welche Zukunftsperspektiven hat man denn mit einem Abschluss zur*zum Heilerziehungspfleger*in?

„Die Schüler*innen können nach ihrem Abschluss studieren und/oder in verschiedenen Arbeitsbereichen und Einrichtungen anfangen, wie z. B. bei ambulanten Hilfen und in stationären Einrichtungen.“

Wie würde denn der Arbeitsalltag von Heilerziehungspfleger*innen aussehen? Was sind ihre Tätigkeiten oder auch Tätigkeitsfelder?

„Heilerziehungspfleger*innen begleiten ihre Klient*innen in ihrer Lebensgestaltung und Bildung, betreuen und pflegen sie, assistieren und beobachten und dokumentieren ihren Ist-Zustand. Und das alles immer mit dem Ziel, dass ihre Klient*innen wieder mehr Selbstständigkeit in ihrem Leben erlangen. Heilerziehungspfleger*innen arbeiten hierbei mit verschiedenen Menschen zusammen: mit ihren Klient*innen natürlich, aber auch mit deren Angehörigen und Teams aus anderen Berufsgruppen.“

Dann lass uns nun über die Ausbildung sprechen. Starten wir ganz am Anfang: Wie läuft der Bewerbungsprozess an der bunta für die Heilerziehungspflege ab? Worauf achtet ihr besonders als Lehrkräfte?

„Viele unserer Schüler*innen kommen von der Sozialassistenz in die Heilerziehungspflege, sprich, sie sind schon bei an uns an der bunta. Für alle, die es nicht wissen: Haben unsere Schüler*innen erfolgreich ihre Ausbildung zur*zum Sozialassistent*in abgeschlossen, können sie bei uns weitermachen und entweder die Ausbildung zur*zum Erzieher*in oder zur*zum Heilerziehungspfleger*in antreten. Das ist natürlich eine wichtige Entscheidung und wir unterstützen unsere Schüler*innen dabei. Wir gehen mit ihnen ins Gespräch, klären Fragen, sprechen über mögliche Zukunftsperspektiven, geben Ideen und Hinweise etc.
Interessent*innen, die vorher nicht an der bunta waren, geben wir diese Möglichkeit natürlich auch. Wir lernen sie in einem persönlichen Gespräch kennen und achten selbstverständlich auch auf die erforderlichen Unterlagen.“

Nun kommt eine Frage, die jede Lehrkraft in diesem Interviewrahmen gestellt kriegt: Gibt es Gemeinsamkeiten unter den einzelnen Schüler*innen, die sich für den Ausbildungsgang Heilerziehungspflege entschieden haben?

„Ihre Gemeinsamkeit ist die Unterschiedlichkeit. Alle haben sie unterschiedliche Erfahrungen in ihren Leben gemacht. Was sie aber alle eint, ist das Bedürfnis, etwas zu verändern und den Alltag von Menschen zu verbessern, die Unterstützung brauchen.“

Das stimmt. Alle Auszubildenden der Heilerziehungspflege haben eine starke, innere Motivation in sich, das Leben ihrer Klient*innen zu verbessern. Und genau wie alle anderen neuen Schüler*innen sind sie natürlich auch aufgeregt! Kannst du allen Interessent*innen etwas von der Aufregung nehmen und erzählen, was die Ausbildung beinhaltet? Welche Module gehören zum Pflichtprogramm?

„Es gibt keine Module, die wichtiger sind als andere. Aber es gibt Kompetenzbereiche, die man definitiv hervorheben kann, wie z. B. Kommunikation und Beratung sowie Verständnis und Wissen in den Bereichen Pflege, Betreuung, Bildung und Alltagsbewältigung. Natürlich gibt es noch viel mehr und alle theoretischen und praktischen Kompetenzen be- und erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Schüler*innen innerhalb ihrer zweijährigen Ausbildung.“

Apropos: Der Unterricht an der bunta wird methodisch vielfältig gestaltet. Oftmals befinden sich die Schüler*innen auch in der Projektarbeit. Gibt es hierbei besondere Projekte, die die Schüler*innen im Laufe ihrer Ausbildung bearbeiten?

„Immer und immer wieder. Es gibt ganze Module, die danach ausgerichtet sind. Es ergeben sich auch immer wieder neue Möglichkeiten, projektorientiert zu arbeiten. In diesem Sinne können unsere Schüler*innen auch selbst mit ihren Ideen und Interessen zu uns kommen und dann schauen wir gemeinsam, was man daraus machen kann.“

So wie vergangenes Jahr als unsere Schülerinnen der Klasse HEP23 (Heilerziehungspflege, Jahrgang 2023) den Rostocker Weihnachtsmarkt auf Barrierefreiheit überprüft und ihre Ergebnisse nach verschiedenen Kriterien ausgewertet haben.

„Ja genau.“

Was zum Unterricht an der bunta ebenfalls dazugehört, ist die Praxis. Wie steht es da um die Ausbildung zur*zum Heilerziehungspfleger*in? Wie viele Praktika müssen die Schüler*innen absolvieren?

„Insgesamt absolvieren sie drei Praktika. Im ersten Ausbildungsjahr besuchen unsere Schüler*innen verschiedene Einrichtungen und sollen verschiedene Methoden beobachten sowie spezifisch anwenden. Im zweiten Ausbildungsjahr findet dann ein zwölfwöchiges Prüfungspraktikum statt. Dieses absolvieren sie in einer Einrichtung ihrer Wahl. Dort erledigen sie u.a. Aufgaben, die wir ihnen vorher im Unterricht gegeben haben.“

Und werden die Schüler*innen auch in der Schule tätig?

„Das werden sie. Wir haben an der bunta Räumlichkeiten, in denen die Schüler*innen selbst aktiv werden können, wie z.B. der Kunst-, Pflege- und der Handwerksraum. Das ist auch wichtig, schließlich sollen die Schüler*innen sich ausprobieren und die Methoden anwenden dürfen, die sie vorher theoretisch kennengelernt haben. Wir arbeiten mit vielen Fallbeispielen aus der Praxis. Sprich: Wir simulieren Alltagssituationen aus ihrem zukünftigen Berufsleben. Hierbei achten wir auch immer darauf, dass die Perspektiven wechseln. Mal spielt ein*e Schüler*in die Fachkraft, mal eine*n Klient*in. So sollen sie lernen, ihr eigenes Handeln und das ihrer Mitschüler*innen zu reflektieren und auch ihre Arbeit durch die Augen ihrer Klient*innen zu verstehen.“

Was ist das Ziel dieser Theorie- und Praxis-Verknüpfung und warum ist das gerade für die Auszubildenden so wichtig?

„Sie bekommen den theoretischen Input, damit sie in ihrem späteren Arbeitsalltag genau wissen, was sie warum tun. Da die Praxis dazukommt, üben sie bereits ihre Handlungsmöglichkeiten und sammeln Erfahrung.“

Du sagtest ja, dass die Schüler*innen verschiedene Einrichtungen besuchen und damit verschiedene Bereiche kennenlernen. Warum ist das so?

„Die Schüler*innen sollen verschiedene Einblicke gewinnen, da auch das Spektrum ihres Klientels extrem vielfältig ist. Nicht jede Beeinträchtigung ist gleich erkennbar und die Anforderungen können nicht einfach auf einem Beipackzettel nachgelesen werden. Uns ist es wichtig, dass die Schüler*innen neue Blickwinkel bekommen und neue Erfahrungen machen – nicht nur mit ihren Klient*innen, sondern auch mit Mitarbeitenden der einzelnen Einrichtungen.“

Du hast ja auch die Rolle einer Klassenleitung inne. Was ist hierbei für dich ein absolutes Highlight?

„Der Ausbildungsabschluss der Klasse ist natürlich immer ein großes Highlight. Aber auch, sie dabei beobachten und begleiten zu dürfen bis sie dieses Ziel erreicht haben. Auch viele einzelne Projekte im Unterricht sind immer super.“

Wie empfindest du diesen engen Kontakt zu deinen Schüler*innen? Wie ist es ein Teil ihrer (Weiter-)Entwicklung zu sein?

„Die zwei Jahre sind extrem cool. Sie sind wie ein Mosaik, das sich nach und nach aufgrund der verschiedenen Erfahrungen und Erlebnisse zusammensetzt. Es bringt mir auch immer ein Stück Demut, da ich auch von ihnen lerne und durch sie auch immer wieder mein eigenes Handeln reflektiere und erweitere.“

Wir haben es vorhin schon kurz angeschnitten: Bei uns an der bunta ist es möglich, mit der Berufsreife in die Ausbildung zur*zum Kinderpfleger*in zu starten und parallel die Mittlere Reife nachzuholen. Absolviert man beides erfolgreich, kann man die Ausbildung zur*zum Sozialassistent*in antreten. Schließt man diese ebenfalls erfolgreich ab, qualifiziert man sich zur Ausbildung zur*zum Heilerziehungspfleger*in.  Was hältst du davon?

„Ich finde, dass die bunta unseren Schüler*innen damit die Chance gibt, ihren Lebensweg neu zu gestalten und notwendige Abschlüsse nachzuholen, die für den Traumberuf gebraucht werden. Was ich auch schon oft erlebt habe: Es gibt den Schüler*innen Hoffnung zurück, wenn sie ihren Werdegang bereits aufgegeben haben. Stattdessen bekommen sie und ihre schulische Laufbahn wieder neuen Schwung.“

Gibt es Schüler*innen, die diesen Weg bereits so gegangen sind? Falls ja, wie hast du ihre Entwicklung erlebt?

„Es gibt viele Schüler und Schülerinnen, die diese Möglichkeit genutzt haben und diesen Weg so gegangen sind. Es ist total schön, ihre Entwicklung wahrzunehmen und zu sehen, wozu sie im Stande sind und was sie alles leisten können, wenn ihre Neugier und ihre Passion für etwas geweckt sind.“

Warum sollte man sich an der bunta zur*zum Heilerziehungspfleger*in ausbilden lassen?

„Die Klassen haben eine angenehme Größe und die Schüler*innen können von uns individueller betreut werden. Außerdem schätze ich die Praxiserfahrung der einzelnen Lehrkräfte sowie die Möglichkeit, dass die Schüler*innen ihre eigenen Interessen miteinbringen und projektorientiert lernen können.“

Gibt es eine Geschichte oder einen Werdegang von deinen Schüler*innen an die du dich besonders gerne zurückerinnerst?

„Am coolsten sind immer die Aha-Erlebnisse der Schüler*innen. Wenn man richtig sehen kann, wie es plötzlich Klick macht und sie ihre Aufgaben dementsprechend bewältigen können.“

Und zum krönenden Abschluss: Wie würdest du die Heilerziehungspflege in drei Worten beschreiben?

„Ganzheitlichkeit, ressourcenorientiert und Vertrauen.“

Danke dir für das Interview, Tuschi!

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