Eine wichtige Abgabe steht an. Der nächste Vortrag will geübt werden. Der Klausurtermin rückt immer näher. Obwohl du eigentlich wirklichwirklichWIRKLICH! lernen willst, tust du es aber nicht. Plötzlich ist es zehnmal spannender, den Kleiderschrank auszumisten, oder die Fliesenfugen zu putzen, obwohl du diese Aufgabe eigentlich verabscheust. Aber sein wir mal ehrlich: Du würdest gerade vieles tun, damit du nicht Lernen musst. Aber da du ja weißt, dass du wirklichwirklichWIRKLICH! Lernen musst, kannst du auch nicht nichts tun. Da würden das schlechte Gewissen und die Sorge zu groß werden. Dieses Gefühl muss verdrängt werden. Also ist die Idee: Wenn du schon nicht lernst, dann musst du diese Zeit wenigstens „sinnvoll“ nutzen – und siehe da! Da sind wir wieder bei den Fliesenfugen. Das Phänomen dahinter nennt sich „Prokrastination“.
Einfach gesagt, bedeutet „prokrastinieren“, etwas vor sich hinzuschieben, auf das man wenig bis keine Lust hat. Der Begriff kommt aus der Psychologie. Im Folgenden haben wir eine wissenschaftliche Definition für euch herausgesucht:
„Prokrastination ist das irrationale Verzögern und Unterlassen von beabsichtigten Handlungen ohne Rücksicht auf die zu erwartenden negativen Konsequenzen, die daraus entstehen.“ (Prem et al., 2018; Rozental und Carlbring, 2014)
„Irrational“ meint in diesem Kontext, dass es eigentlich keinen guten Grund gibt, warum man etwas vor sich hinschiebt, dass eigentlich wichtig ist, wie zum Beispiel das Lernen vor einer Prüfung. Allerdings gibt es Gründe, warum viele von uns bereits prokrastiniert haben, darunter:
- Ängste, wie z. B. Versagensangst
- Motivationsschwierigkeiten
- Gefühl von Überforderung
- Perfektionismus
- Schwierigkeiten bei der Organisation
Dementsprechend sollte man Prokrastination nicht auf die leichte Schulter nehmen. Versteh uns nicht falsch: Es ist kein Problem, mal etwas vor sich hinzuschieben und stattdessen ein paar Minuten auf Social Media zu verplempern. Aber es ist wichtig, dass Prokrastination nicht zur Gewohnheit wird. Auf Dauer kann Prokrastinieren nämlich negative Folgen haben, wie zum Beispiel die Verschlechterung deines Selbstwertgefühls, deiner Produktivität oder deiner Antriebsfähigkeit.
Zudem erhöht Prokrastination dein Stresslevel.
Good to know: Du leidest oftmals unter Stress und möchtest erfahren, wie du besser damit umgehen kannst? Dann lies dir gern unseren Blogbeitrag „Bewältigungsstrategien, Entspannungstechniken & Co.: Wie du besser mit (Schul-)Stress umgehen kannst“ durch.
Denn du arbeitest unter einem immensen Zeitdruck, was wiederum deine Gefühle von Angst, Überforderung usw. verstärken. Sprich: All die Gründe, warum du überhaupt erst prokrastinierst. Es ist ein kleiner Teufelskreislauf. Deswegen geben wir dir im weiteren Verlauf nützliche Gedankenanstöße, Tipps und Tricks, wie du Prokrastinieren verhindern kannst und stattdessen ein gutes und gesundes Zeitmanagement aufbaust.
Wie soll ich meine Zeit managen, wenn ich keine Zeit habe?!
Wo der Begriff „Prokrastination“ fällt, ist „Zeitmanagement“ nicht weit. „Du musst dich besser organisieren und deine Zeit sinnvoll nutzen!“ heißt es dann häufig. Aber vielen fällt das nicht so leicht, wie es klingt. Die Gründe dahinter sind mitunter:
- fehlender Überblick über die einzelnen To dos
- unrealistische Erwartungen an sich selbst
- zu viele Ablenkungen
- u. v. m.
Während es einigen „von Natur aus“ leichtfällt, ihre Zeit sinnvoll und effizient zu nutzen, haben andere immer wieder Probleme damit. Sie müssen aktiv an sich arbeiten, um ein gutes Zeitmanagement in ihrem Alltag zu etablieren. Aber es geht! Gewohnheiten können verändert und verbessert werden. Und dafür gibt es so einige Wege:
1. Brain Dump
Du hast einen Berg an Aufgaben vor dir und du weißt nicht mehr, wo oben und unten ist? Keine Panik. Atme einmal tief durch und nimm dir einen Moment zum Sortieren. Schnapp dir ein leckeres Getränk, einen Stift und ein Blatt Papier und schreib alle Aufgaben auf, mit denen du dich in den nächsten Tagen und Wochen konfrontiert siehst. Diese Methode nennt sich „Brain Dump“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „dein Gehirn entleeren“. Das klingt vielleicht etwas eigenartig, hilft aber total! Indem du die Aufgaben aufschreibst, die in deinem Kopf herumschwirren, schaffst du Ordnung. Anstatt, dass die Aufgaben in deinem Kopf immer mehr und schlimmer werden, siehst du sie ganz klar vor Augen. Nun weißt du: Das ist der Ist-Zustand und mit dem kannst du Stück für Stück arbeiten.
2. Prios setzen
Jetzt ist der Aufgabenberg nicht mehr in deinem Kopf, sondern auf einem Blatt Papier. Groß ist er allerdings immer noch und vielleicht weißt du nicht, welche Aufgaben du davon als erstes angehen sollst oder welche am wichtigsten sind. Hier ist das Zauberwort „Prios“ (Abkürzung für Prioritäten). Öffne deinen Kalender und schau dir deine Termine für Abgaben, Klausuren etc. genau an. Vergleiche diese mit deinen Aufgaben und sortiere sie: Mit welchen von ihnen solltest du schnellstmöglich anfangen? Welche kannst du erst einmal „auf die lange Bank“ schieben? Welche benötigen Vorbereitungszeit? Indem du Prios setzt, verschaffst du dir einen Überblick. Du kannst gezielt und effizient arbeiten, kommst nicht durcheinander und lenkst dich weniger mit unwichtigeren Sachen ab.
3. Die zwei großen Z’s beim Arbeiten: Zeit und Ziele
Als nächstes ist es wichtig, dass du dir ein übergeordnetes Ziel setzt. Zum Beispiel: „Es ist Montag und diesen Freitag schreibe ich einen Test in Sozialkunde. Mein Ziel ist es, bis dahin alle Themenbereiche so gelernt zu haben, dass ich eine gute Note bekomme.“ Damit du dieses erreichst, empfehlen wir dir, kleine Zwischenziele zu setzen, die realistisch sind und nach denen du dein Zeitmanagement anpasst. Stell dir die Frage: Wie lange sollte ich jeden Tag lernen, um mich bis Freitag gut vorbereitet zu fühlen? Hast du das für dich beschlossen und erreichst deine Zwischenziele, wirst du merken, wie viel Freude dir das bringt. Du kannst bereits kleine Erfolge feiern, was dich weiterhin motiviert und dich stärkt.
4. Zeitplan erstellen
Aber natürlich musst du deine Lernzeiten auch einhalten. Dabei kann dir ein Zeitplan helfen. Wenn du dich mit deinen Freund*innen um 14 Uhr zum Coffeedate verabreden kannst, warum dann nicht auch mit dir selbst zum Lernen? Ob digital auf dem Handy, oder in deinen Kalender in der Handtasche – notiere dir deine Lernzeiten und räume dir so den Platz fest dafür ein.
5. Vorbereitung ist die halbe Miete
Deine Lernzeit sollte genau das sein, was sie verspricht: Zeit zum Lernen. Sorge also dafür, dass du gut vorbereitet bist. Hast du alle Materialien, die du zum Lernen benötigst? Brauchst du bei bestimmten Punkten nochmal Infos von deiner Lehrkraft oder Unterstützung von einer*einem Mitschüler*in? So mehr Fragezeichen, du im Voraus ausräumst, umso effektiver und leichter wird das Lernen.
6. Do’s and Don’ts beachten
Nun hast du die Weichen gestellt und du weißt, was du wann und wie am besten in Angriff nimmst. Es gibt einige Dinge, die dir das Lernen erleichtern (und dir dabei sogar Freude bringen!) oder erschweren können.
Do’s:
- Clear Space – clear mind: Vielen hilft es, wenn sie an einem ruhigen, aufgeräumten Ort lernen. Wiederum andere bevorzugen einen Raumwechsel und ihnen hilft der Gang zur Bibliothek oder in ein Café.
- Pausen einlegen: Wir sagen es immer wieder: Pausen sind nicht nur „Gönnen“, sondern notwendig, damit du auf Dauer leistungsfähig und konzentriert bleibst. Räume dir also genug Pausen ein. Kennst du schon die Pomodoro-Technik? Diese besagt, dass du ca. 25 min. konzentriert arbeitest und daraufhin eine kleine Pause von 5 min. einlegst. Das kannst du mehrmals wiederholen, bis du eine größere Pause einlegst, z. B. für eine kleine Stärkung.
- Treat yourself: Du tust dein Bestes und dafür darfst du dich belohnen. Vielleicht mit einem leckeren Snack nach einer Lerneinheit, oder einem guten Film auf der Couch nach einem anstrengenden Tag. Das hilft dir motiviert und positiv zu bleiben.
Don’ts:
- Ablenkung: Wenn es dir hilft, nebenbei Musik zu hören o. ä., dann etabliere das ruhig in deine Lernroutine. Wichtig ist aber, dass du unnötige Ablenkungen bestmöglich eliminierst, wie z. B. dein Handy. Wenn notwendig, könntest du dieses stumm stellen, oder in einen anderen Raum legen.
- Negativität: Ein gutes und gesundes Zeitmanagement aufrecht zu erhalten, ist nicht leicht – gerade, wenn man es vorher noch nicht hatte. All das muss erst zur Gewohnheit werden und das braucht etwas Zeit. Gib also nicht auf, wenn ein Tag mal schlechter läuft als geplant, oder du dich doch nochmal umstrukturieren musst. Kleine Schritte sind immer besser, als Stillstand.
Zum Abschluss möchten wir dir noch einen Perspektivwechsel mit auf dem Weg geben: Ein gutes Zeitmanagement zu haben – gerade für die Schule, Ausbildung und Arbeit – hilft natürlich sehr, um tolle Leistungen zu erbringen. Aber es geht hierbei nicht nur um Noten und Zahlen. Ein gutes Zeitmanagement macht noch so viel mehr – und zwar mit dir.
- Du stärkst persönliche Fähigkeiten und Kompetenzen, wie z. B. deine Selbstdisziplin und deine Motivationsfähigkeit. Du wächst über dich hinaus.
- Du minimierst Stress sowie negative Emotionen, was tolle Auswirkungen auf deine Gesundheit und dein psychisches Wohlbefinden hat. Dir geht es viel besser.
- Du ordnest deinen Alltag und hast so natürlich auch viel mehr Zeit für z. B. Verabredungen mit Freund*innen, Ausflüge, Veranstaltungen…was auch immer dir privat Freude bereitet!
Wir von der bunta hoffen, du konntest den einen oder anderen hilfreichen Tipp für dich mitnehmen, damit es beim nächstes Mal heißt: Serien gucken auf der Couch – aber ohne schlechtes Gewissen! 🙂


