Im Juni hat uns bereits Clara (Auszubildende der Heilerziehungspflege) von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der „Solidaritätskiste“ (SoKi) berichtet – ein neu gegründeter Verein. Heute lernen wir Lisa kennen – der zweite Ideengeber und die stellvertretende Leitung der SoKi.
Lisa hat seine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger an der bunta im September 2023 begonnen und ist seither ein wichtiger Teil unserer Schulgemeinschaft. Herzlich, witzig, einfühlsam und ehrlich – das sind Eigenschaften, die uns einfallen, wenn wir an Lisa denken. Wir freuen uns, nicht nur mehr über die SoKi zu erfahren, sondern auch noch mehr Tipps, Tricks und Infos rund um das Thema „Ehrenamt“ zu erhalten. Wir wünschen euch viel Spaß mit der dritten Episode von „Bock auf was Gutes tun?“.
Hey Lisa, endlich geht es in die zweite Vorstellungsrunde der SoKi. Danke, dass du dich dafür interviewen lässt!
Sehr gerne.
Magst du dich unseren Leserinnen und Lesern einmal vorstellen?
Hallo, ich bin Lisa, ich bin 22 Jahre alt und ich gehe in die Klasse HEP23 an der bunta. Seit Ende 2023 bin ich einer der zwei Ideengeber*innen der SoKi, die stellvertretende Leitung und kümmere mich momentan um die Inventur.
Wir haben ja bereits schon einiges von Clara über die SoKi erfahren, aber sag du uns gerne noch einmal, was die Mission der SoKi ist.
Zusammen mit Clara und weiteren jungen Ehrenamtlichen erstellen und verschicken wir Pakete für obdachlose und/oder anderweitig bedürftige Menschen. Diese Pakete gehen an übergeordnete Organisationen, wie zum Beispiel an die Stadtmission Rostock. Diese verteilen dann die Pakete an ihre Klient*innen.
Wie sind du und Clara darauf gekommen, die SoKi zu gründen?
Im Zuge unserer Ausbildung haben Clara und ich uns mit dem Thema Obdachlosigkeit beschäftigt. Mit der SoKi haben wir eine Möglichkeit gesehen, aktiv zu werden und Unterstützung zu leisten.
Das Ziel der SoKi ist nicht (nur), sich gegen die Ungleichbehandlung von Obdachlosen zu stellen, sondern sich für die Unterstützung und Gleichberechtigung dieser einzusetzen.
Das ist ein sehr interessanter Punkt: Der Unterschied zwischen „für“ und „gegen“ als Grund.
Die Frage, die sich mir stellt, ist: Übt man ein Ehrenamt aus, weil man gegen etwas kämpfen möchte, oder weil man für etwas oder jemanden einstehen möchte. Meiner Erfahrung nach geht beides oft Hand in Hand, dennoch ist es extrem wichtig, dass man darauf achtet, die Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Deswegen wollen wir uns in der SoKi natürlich gegen die Ungleichbehandlung obdachloser Menschen einsetzen, aber vor allem eben auch für ihre Gleichberechtigung.
Warst du vor der SoKi bereits ehrenamtlich tätig?
Nein, das ist mein erstes Ehrenamt. Allerdings wollte ich mich schon immer ehrenamtlich engagieren. Ich fand bislang aber nie die Zeit dafür neben meiner Vollzeitausbildung. Die SoKi als unser eigenes Projekt gibt mir nun die Möglichkeit, diesen Wunsch auszuleben.
Die Sorge nicht genug Zeit zu haben, ist definitiv einer der Gründe, warum sich viele Menschen nicht trauen, ein Ehrenamt zu übernehmen. Warum hast du dich dennoch dazu entschieden?
Ich bin der starken Überzeugung, dass wir es zusammen als Gemeinschaft schaffen können, dass jeder Mensch die gleichen Chancen hat und diese auch ausschöpfen kann, sollte er oder sie das wollen. Ich möchte mit meinem Ehrenamt einen Schritt in diese Richtung gehen und dadurch hoffentlich auch einigen Menschen neue Türen öffnen. Oder zumindest ihnen die metaphorische Klinke für solche Türen zu geben.
Dein Ehrenamt scheint dir selbst auch sehr viel zu geben.
Ja, sehr. Mir sind meine Mitmenschen und ihre Schicksale sehr wichtig und ich freue mich, wenn ich helfen kann. Nichtsdestotrotz bringt das Ehrenamt auch sehr viel Verantwortung mit sich und das hat mich in der Vergangenheit bereits verunsichert.
Apropos: Was würdest du Menschen raten, die sich für ein Ehrenamt interessieren, aber zum Beispiel Sorge vor dem zeitlichen Aufwand oder zusätzlicher Verantwortung haben? Auch vor der emotionalen Belastung fürchten sich einige.
Sich ehrenamtlich zu engagieren, muss nicht heißen, einen Vollzeitjob zu übernehmen. Schon kleine Gesten können einen großen Unterschied machen. Wichtig ist, dass man auch auf sich selbst achtet und sich genug Freizeit lässt, um die eigene Energie zu regenerieren, denn: Aus einer leeren Kanne kann nicht genossen werden! Meiner bisherigen Erfahrung nach gibt es eigentlich für jede und jeden das passende Angebot. Hier empfehle ich, sich im Internet schlau zu machen und im Bekanntenkreis herumzufragen. Um mit Belastungen umzugehen, tausche ich mich gerne mit Freunden und Freundinnen aus. So kann ich die Erlebnisse gut verarbeiten.
Du hast es bereits angesprochen: Ein passendes Ehrenamt finden. Was sind dafür deine Tipps?
Wie ich schon sagte: Im Internet zu recherchieren, ist auf jeden Fall ein guter Anfang. Manchmal haben die Websites der lokalen Rathäuser Listen mit ehrenamtlichen Vereinen. Ansonsten heißt die Suchanfrage erst einmal „Stadt + ehrenamtliche Vereine“. Der Austausch mit anderen kann ebenfalls helfen.
Wenn du mit anderen Menschen über Ehrenämter sprichst, hast du dann eher den Eindruck, dass sich mehr jüngere Menschen ehrenamtlich engagieren?
Ich würde sagen, es sind vor allem Menschen in meinem Alter, aber auch ältere Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen. Das sind dann vermutlich auch eher die, die mehr Zeit unter der Woche oder am Wochenende haben.
Viele unserer Schüler*innen, die sich ehrenamtlich engagieren, sind in deinem Alter. Viele von ihnen berichten, genauso wie du, von Herausforderungen, aber sie sagen alle, dass sie viel gelernt haben und viel für sich mitnehmen. Was hast du gelernt, seitdem du Teil der SoKi bist?
Ich habe gelernt, dass ein Ehrenamt mir die Tür zu einer sehr offenen Community öffnet und auch, dass es noch immer viel Bedarf an Unterstützung jeglicher Art gibt.
Gibt es noch etwas, dass du den Leserinnen und Lesern zu diesem Thema mitgeben möchtest?
Bitte informiert euch über aktuelle lokale Notstände und regt auch andere dazu an, aktiv zu werden. Natürlich ohne jemanden dazu zu zwingen! Und ansonsten: Lebt Akzeptanz und Solidarität.
Vielen Dank für das Interview, Lisa!
Du willst noch mehr über die SoKi erfahren? Dann schau gerne auf ihrem Instagram-Kanal vorbei! @solidaritaetskiste_ev
Du interessierst dich für Lisas Ausbildungsgang Heilerziehungspflege? Dann besuch doch im Anschluss unsere Website.