Seit September 2022 hat Nele sich bei uns an der bunta zur Heilerziehungspflegerin ausbilden lassen. Nun ist sie erfolgreiche Absolventin und damit staatlich anerkannte Heilerziehungspflegerin! Für ihre Klasse – die HEP22 – übernahm sie die Rolle der Klassensprecherin.
Nele ist herzlich, „gerade heraus“ und engagiert sich außerdem auch ehrenamtlich. Wieso? Weil sie helfen will. Weil sie das Wissen, was sie sich während ihrer Ausbildung angeeignet hat, bereits dann in die Praxis umsetzen wollte. Weil sie eben dafür brennt – für ihren Beruf. Wichtig ist ihr aber auch: Man sollte sich selbst dabei auch nicht vergessen.
Fangen wir einmal von ganz vorne an, damit die Leser*innen dich etwas kennenlernen können: Wie heißt du, wie alt bist du und in welcher Klasse warst du?
Mein Name ist Nele Bruchno, ich bin 20 Jahre alt und ich bin in die Abschlussklasse HEP22 gegangen. Ich bin also fertig mit meiner Ausbildung und bin nun Heilerziehungspflegerin.
Nochmals allerherzlichsten Glückwunsch! Aber liebe Nele: Welches Ehrenamt nimmst du ein?
Ich arbeite ehrenamtlich beim Familienentlastenden Dienst (FED) von der Caritas. Ich übernehme die Einzelbetreuung von zwei Kindern, die sowohl beeinträchtigte Eltern haben, als auch selbst beeinträchtigt sind.
Seit wann bist du dort ehrenamtlich tätig?
Seit September 2023.
Wie bist du zu deinem jetzigen Ehrenamt gekommen?
Die Caritas hat einen Infotag an der bunta veranstaltet und an diesem habe ich teilgenommen.
Ist das deine erste ehrenamtliche Tätigkeit oder hast du bereits in der Vergangenheit eine/weitere innegehabt?
Ehrlich gesagt, wusste ich vor dem Infotag der Caritas nicht, was und wie viele Angebote es eigentlich gibt.
Warum hast du dich für ein Ehrenamt entschieden?
Ich wollte das Wissen, das ich bereits während meiner Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin an der bunta erworben habe, in die Praxis umsetzen – außerhalb der Praktikazeiten, die ich an der Schule hatte. Außerdem ist mir natürlich der soziale Aspekt enorm wichtig. Ich möchte beeinträchtigten Menschen eine Hilfe und Unterstützung sein. Auch die Entlohnung war für mich damals sehr ansprechend.
Waren ehrenamtliche Tätigkeiten schon immer ein Thema für dich oder gab es einen konkreten Auslöser, der dich dazu geführt hat?
Früher nicht, aber seit ich in dem Thema drinstecke, versuche ich, wo ich nur kann, darauf hinzuweisen und darauf aufmerksam zu machen.
Viele junge Menschen würden gerne ein Ehrenamt antreten, scheuen aber aus verschiedenen Gründen davor zurück, wie z. B. die zeitliche und/oder emotionale Belastung. Hast du Tipps und Tricks für sie? Wie bekommst du Ausbildung bzw. Arbeit, Freizeit und Ehrenamt unter einen Hut? Je nachdem, welches Ehrenamt du innehast: Wie gehst du mit emotionalen Herausforderungen um?
Ich empfehle allen: Schau dir vorab deinen Alltag an. Hast du neben Schule, Hobbys und/oder Nebenjob noch Zeit und Kapazitäten für ein Ehrenamt, ohne dass du darunter leidest? Anschließend kannst du dich mit verschiedenen Trägern, wie z. B. der Caritas, über verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten austauschen. Über den Zeitaufwand. Über die Klientinnen und Klienten. Dabei stehen deine Interessen im Vordergrund und sollten berücksichtigt werden.
Ich selbst habe für zwei Kinder je mittwochs und donnerstags für ca. zwei bis drei Stunden Zeit. Manchmal auch mehr, da ich an Sonn- und Feiertagen in der Regel nicht eingeschränkt bin. Wichtig ist, dass du dich mit den Klientinnen und Klienten sowie mit den Eltern absprichst. Dann kann deine ehrenamtliche Tätigkeit auch flexibel gestaltet werden. Zum Beispiel konnte ich aufgrund von Terminen, Prüfungen oder Krankheit an einigen Tagen nicht da sein. Ich habe rechtzeitig bzw. sofort Bescheid gegeben und es konnte sofort ein neuer Termin vereinbart werden. Das ist alles möglich. Nichtsdestotrotz ist es natürlich wichtig, dass eine gewisse Regelmäßigkeit besteht.
Willst du ein Ehrenamt aufnehmen, bei dem du mit Menschen mit Beinträchtigen arbeitest, musst du dir bewusst sein, dass eine gewisse emotionale Belastung besteht. Schließlich wirst du mit Herausforderungen und schwierigen Schicksalen konfrontiert.
Ansonsten ist es wichtig, dass du Sympathie und Ruhe, aber auch Konsequenz und Durchhaltevermögen mitbringst. Und natürlich eine ganze Menge Freude!
Ich kann mir vorstellen, dass es viele Vorteile mit sich bringt, ehrenamtlich tätig zu sein. Persönliche Erfüllung, das Gefühl von Sinnhaftigkeit…Auch dem Lebenslauf tut das sicher gut, man kann sich ausprobieren undundund… Welche Vorteile bringt es dir, ehrenamtlich tätig zu sein?
Ehrlich gesagt, kannte ich die zwei Kinder, die ich betreue, bereits aus einem Praktikum. Ich freue mich sehr darüber, weiterhin ein Teil ihrer Entwicklung zu sein. Ansonsten: Ich wende mein theoretisches Wissen aus der Schule in der Praxis an, lerne für mein eigenes Leben dazu und wachse an den Herausforderungen. Natürlich wird auch mein Lebenslauf super ergänzt. Außerdem habe ich Zugriff zu potenziell passenden Fortbildungen, kann mich in meinem Berufsfeld vernetzen und knüpfe gute Kontakte.
Schauen wir uns jetzt die andere Seite der Medaille an: Welche Herausforderungen/Schwierigkeiten bringt es mit sich?
Sich selbst und die eigene Zeit erfolgreich zu managen, kann manchmal sehr herausfordernd sein. Auch Krisensituationen, in denen man versucht, eine Stütze zu sein, können hart sein und unter die Haut gehen. Erlebe ich das, spreche ich darüber und versuche meine Reaktion zu reflektieren. Für einen professionellen Rat kann ich mich auch jederzeit bei der Caritas melden.
Hast du Tipps, wie Interessent*innen ein Ehrenamt für sich finden? Wo und wie sucht man am besten danach? Welche Fragen sollte man sich vielleicht dafür auch stellen?
Tauscht euch mit anderen Leuten aus, fragt nach, kommt ins Gespräch. Ein persönliches Beispiel, wie gut das funktionieren kann: Ich habe einer Freundin aus einer Erzieher*in-Klasse an der bunta von meinem Ehrenamt erzählt. Sie fand das alles sehr interessant und dann habe ich sie mit zum Familienentlastenden Dienst (FED) der Caritas genommen, damit sie sich auch nochmal selbst ein Bild machen kann. Sie hatte ein Kennlerngespräch und hat einen Zettel mit Klientinnen und Klienten bekommen, auf dem auch Diagnosen und Besonderheiten draufstehen. So konnte sie für sich bereits vorab schauen, mit wem es ggf. passen könnte. Daraufhin hat sie sich mit einem Klienten getroffen, um sich persönlich kennenzulernen. Solch ein Treffen kann alleine, aber auch mit einer*einem Mitarbeitenden der Caritas stattfinden. Passt es von beiden Seiten aus, werden Betreuungszeiten vereinbart und Telefonnummern ausgetauscht. Danach beginnt die ehrenamtliche Tätigkeit und das selbstständige Arbeiten.
Warum findest du es wichtig, sich ehrenamtlich zu betätigen?
Ich persönlich möchte beeinträchtigte Kinder inkludieren und außerdem darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist, keine Vorurteile gegen Menschen mit Beeinträchtigungen zu haben. In meinem Ehrenamt kann ich Kindern gesellschaftliche Teilhabe sowie Freizeitaktivitäten ermöglichen, für die die Eltern keine Zeit haben. Ich kann Kindern soziale Kompetenzen vermitteln und sie dabei unterstützen, gut in der Gesellschaft zurecht zu kommen. Außerdem unterstütze und entlaste ich die Eltern.
Was hast du für dich gelernt, seit du ehrenamtlich tätig bist? Was ist dein Learning – ob persönlich oder im allgemeineren Kontext?
In herausfordernden Situationen ruhig zu reagieren. Nicht nur die eigenen Interessen zu verfolgen. Die eigene Verhaltensweise zu reflektieren. Grenzen zu setzen und konsequent zu bleiben.
Hast du das Gefühl, dass sich mehr oder weniger junge Menschen ehrenamtlich betätigen? Welche Gründe könnte das haben?
Puh…Schwer zu sagen. Ich glaube, es kommt ganz individuell auf den Zugang, die Interessen und die zeitlichen Kapazitäten an. Generell denke ich aber, dass junge Menschen, die in einem sozialen Beruf arbeiten, eher ehrenamtlich tätig sind. Man hat einfach viel mehr Verbindungen und einen besseren Zugang.
Gibt es etwas, was du zu diesem Thema schon immer loswerden wolltest?
Trau dich! Es gibt so viele Bereiche und Möglichkeiten: Einzelbetreuung, Ferienbetreuung, Ferien- und Urlaubsfahrten undundund. Informier dich bei verschiedenen Trägern und Einrichtungen. Es wird dir so viele Erfahrungsschätze für dein späteres Leben geben und dir auch vielleicht neue berufliche Perspektiven eröffnen.
Du interessierst dich für Neles Ausbildungsgang Heilerziehungspflege? Dann besuch doch im Anschluss unsere Website.